IPv6 Kurs Teil 1: Aktivierung und Grundlagen

Im Internet ist jedem Rechner eine Nummer zugeordnet. Dafür stehen in der aktuell genutzten Internetprotokoll-Version 4 (IPv4) maximal 4 Mrd. (2 hoch 32) Nummern zur Verfügung. Da sie jedoch nicht bis zur letzten Nummer optimal ausgenutzt werden können, werden diese Nummern langsam knapp. Deswegen wird jetzt schrittweise die neue Internetprotokoll Version 6 (IPv6) eingeführt, die mehr Nummern zur Verfügung stellt als es Sandkörner auf der ganzen Welt gibt.
Ich habe in den letzten Tagen recht mühsam IPv6 gelernt. Damit das bei anderen schneller geht, fasse ich hier in mehreren Kapiteln meine Erkenntnisse kursartig zusammen. Heute beginne ich mit dem Einstieg: Die Grundlagen und Aktivierung von IPv6. Grundsätzlich setze ich dabei IPv4-Kenntnisse voraus.

Erstmal ein paar Hinweise zum Start und selbst spielen:

Die meisten Internet-Anbieter ermöglichen noch (Oktober 2010) keine direkte IPv6-Vergabe. Daher bietet die FritzBox mehrere Möglichkeiten, dennoch eine öffentliche IPv6-Adresse zu erhalten. Sie können eingestellt werden unter:
„Internet / Zugangsdaten / IPv6“, dort „Immer ein Tunnelprotokoll für die IPv6-Anbindung nutzen“ auswählen.
Dabei stehen unter anderen folgende Tunnel-Optionen zur Verfügung:

6to4:
Dabei wird der Tunnelserver über die IP-Adresse 192.88.99.1 angesprochen, die es mehrfach im Internet gibt (Anycast) – alle 6to4-Tunnel-Server nutzen sie. Dies funktioniert ohne, dass man sich irgendwo registrieren muss, allerdings nicht über UMTS.

6RD:
ist das gleiche Protokoll wie 6to4, nur dass hierbei der Tunnel-Server manuell angegeben wird. Dazu muss man allerdings von einem entsprechenden Provider die Angaben bekommen.

SixXS:
dort kann man ein festes, eigenes IPv6-Subnetz kostenlos bekommen. Dafür muss man sich allerings bei www.sixxs.net registrieren. Die Freischaltung eines eigenen Netzes dauert mehrere Stunden.

Am einfachsten ist es 6to4 zu nutzen, was bei den folgenden Beschreibungen gemacht wurde. Es sollte immer funktionieren, wenn die FritzBox eine öffentliche IPv4 hat und nicht hinter einer Firewall sitzt (deswegen funktioniert es nicht, wenn die Internet-Verbindung über UMTS hergestellt wird).

Wenn die IPv6-Verbindung erfolgreich hergestellt wurde, zeigt die FritzBox auf der Startseite das erhaltene IPv6-Subnetz-Präfix an. Die IPv6-Adresse, die die FritzBox selbst verwendet, kann unter „Internet / Zugangsdaten / IPv6“ nachgeschaut werden. Dort steht oben z.B.
2002:5d15:b50b:8000:21f:3000:abf3:ab09/64

Die „/64“ gibt an, wie viele Bits von Links das Subnetz (Präfix) kennzeichnen, das die FritzBox erhalten hat. Alle Ziffern danach liegen innerhalb des gleichen Subnetzes. Die an die FritzBox angeschlossenen Rechner wählen eine IP mit dem gleichen Präfix.

In Windows ist ab Vista IPv6 standardmäßig aktiviert, in aktuellen Linux-Versionen, wie Ubuntu 9.10 ebenfalls. In Windows XP muss man IPv6 nachinstallieren: Netzwerkverbindungen öffnen / Netzwerkschnittstelle auswählen / Eigenschaften / Installieren / Protokoll / Microsoft / Ipv6

Danach sollte die FritzBox den angeschlossenen Rechnern automatisch das öffentliche IPv6-Subnetz-Präfix mitgeteilt haben. Alle angeschlossenen Rechner, die IPv6 sprechen, wählen daraufhin selbst eine IPv6-Adresse innerhalb des Subnetzes.
Man kann sich die gewählten IPv6-Adressen anzeigen lassen mit
# Windows
Windows-Taste+R / "cmd" eingeben / "OK" drücken
netsh interface ipv6 addr

# Linux
ip addr

nun kann IPv6 ausprobiert werden:
ping6 2002:5d15:b50b:8000:21f:3000:abf3:ab09 <- IP der FritzBox, die oben abgelesen wurde.

Im Webbrowser muss man die Ipv6 in eckige Klammern einschließen:
http://[2002:5d15:b50b:8000:21f:3000:abf3:ab09] <- IP der FritzBox, die oben abgelesen wurde.
http://[2001:4810::110]
http://[2a02:2e0:3fe:100::7]
http://[2a00:1450:8004::67]

Zwei Doppelpunkte hintereinander werden als Abkürzung verwendet: Das System ersetzt die beiden Doppelpunkt durch so viele Nullen, dass aus der angegeben Adresse insgesamt 128 Bit (Länge von IPv6-Adressen) werden.

Über http://whatismyv6.com/ kann man sehen, mit welcher IP man im Internet unterwegs ist und ob die IPv6-Adresse verwendet wird. Das kann man sich bei Firefox auch bei jeder Webseite mit diesem Add-on „ShowIP“ anzeigen lassen.

Bei IPv6 wird standardmäßig weder DHCP noch manuelle IP-Konfiguration genutzt (beides ist aber grundsätzlich möglich). Vielmehr weisen sich die Rechner selbst automatisch IPv6-Adressen zu (autoconfiguration). Wenn ein neuer Rechner an einen IPv6-Router angeschlossen wird, schickt er eine Nachricht an alle Router (Multicast), sie sollen ihm das Präfix für das Subnetz mitteilen. Das macht die FritzBox und der angeschlossene Rechner wählt eine IPv6 aus dem zugewiesenen Subnetz.

Soweit erstmal für heute.
In den nächsten Tagen: Mehrere IPv6-Adressen auf einem Rechner gleichzeitig verwenden, um sowohl eine feste IPv6-Adresse zu haben und gleichzeitig eine sich ständig ändernde, um mehr Anonymität im Netz zu erhalten.

Dieser Beitrag wurde unter Alle deutschen Artikel, IPv6 abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten auf IPv6 Kurs Teil 1: Aktivierung und Grundlagen

  1. Stefan Zimmermann sagt:

    Hallo Robert,

    da es sich hier ja um ein anständiges und ich vermute auch ein möglichst genaues Tutorial handeln soll würde ich dich bitten folgenden Abschnitt wie folgt zu korrigieren:

    „Wenn die IPv6-Verbindung erfolgreich hergestellt wurde, zeigt die FritzBox auf der Startseite das erhaltene IPv6-Subnetz-Präfix an. Die IPv6-Adresse, die die FritzBox selbst verwendet, kann unter „Internet / Zugangsdaten / IPv6“ nachgeschaut werden. Dort steht oben z.B.
    2002:5d15:b50b:8000:21f:3000:abf3:ab09/64“

    Die Adresse: 2002:5d15:b50b:8000:21f:3000:abf3:ab09/64 würde in diesem Beispiel
    keinen Sinn ergeben da sich durch die Schreibweise eine Bitfolge von 192 Bit ergeben würde und somit keine IPv6-Adresse sein kann.
    Korrekt würde es entweder ohne die /64 sein oder bei 2002:5D15:b50b:8000/64 geteilt werden da nur so die Bitlänge der 128 Bit einer IPv6-Adresse eingehalten werden kann.

    Viele Grüße,

    Stefan Zimmermann

  2. falko sagt:

    Hallo Stefan,

    vielen Dank für Deinen Kommentar. Die Angabe ist genau so, wie so dort steht in der IPv6-Welt üblich. Es ist richtig, dass in der IPv4-Welt die Angabe so unüblich wäre und man den Teil, der im Subnetz liegt, auf Null setzen würde. In der IPv6-Welt ist es aber durchaus üblich, die vollständige IP-Adresse anzugeben und mit /nn anzugeben, wieviele Bits davon zum Präfix des Subnetzes gehören. Die FritzBox macht es genau so.

    EDIT: Bei den neuen Firmware-Versionen der Fritzbox wird es so angezeigt, wie Du schreibst.

    Viele Grüße,
    Robert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert